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Bayerisches Wörterbuch (BWB)

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Bairisch versus bayerisch

Wenn vom Dialekt die Rede ist, schreibt man bairisch mit -i-. Seitdem Ludwig I. aus Begeisterung für alles Griechische das Y nach Bayern einführte, gibt es die Möglichkeit zu unterscheiden: Mit der Schreibung bayerisch bezieht man sich auf das geographische und politische Gebilde des heutigen Freistaats, mit bairisch hingegen auf einen bestimmten Dialekttyp, der außer in Altbayern auch in Österreich und darüber hinaus gesprochen wird.

Der größere Teil des bairischen Verbreitungsgebiets liegt übrigens gar nicht in Bayern, sondern in Österreich. Zudem werden im Freistaat Bayern nicht nur bairische Dialekte gesprochen, sondern auch schwäbisch-alemannische, ost­fränkische und um Aschaffenburg sogar rhein­fränkische. Der Dialekt­typ Bairisch wiederum wird in Öster­reich, in Südtirol und (zumindest noch relikthaft) im Böhmerwald gesprochen. Von der Verbreitung und von der Sprecher­zahl her ist das Bairische die am weitesten verbreitete deutsche Mundart. Gesprochen wird es von etwa fünf Millionen Altbayern und sechs Millionen Österreichern, die Südtiroler und andere Minderheiten sind hier noch nicht mitgezählt.

Dialektale Gliederung des Bairischen

Der bairische Dialektraum wird in Süd-, Mittel- und Nordbairisch gegliedert. Das Kerngebiet des konservativen Südbairischen liegt außerhalb Bayerns – in Tirol und in Kärnten. Zum mittel­bairischen Dialektraum gehört der Großteil von Oberbayern und Niederbayern mit Donau-, Isar- und Inntal sowie östliche Teile Bayerisch-Schwabens. Das Nordbairische wird in der Oberpfalz und in angrenzenden Gebieten Mittel- und Oberfrankens gesprochen, im Süden reicht der nordbairische Sprachraum bis zur Donau. Zwischen diesen Haupträumen und den benachbarten schwäbischen und fränkischen Mundarten liegen Übergangsgebiete, insbesondere der Lechrain und der Nürnberger Raum.

Arbeitsgebiet des Bayerischen Wörterbuchs

Die Grenzen des Arbeitsgebiets sind im Osten und Süden durch die heutige deutsche Staatsgrenze vorgegeben, sie ist identisch mit der Grenze zum Untersuchungsgebiet des österreichischen Wörterbuchs. Im Südwesten begrenzt im Wesentlichen der Lech das schwäbisch-bairische Übergangs­gebiet. Vollständig einbezogen werden die oberbayerischen Altlandkreise Landsberg am Lech und Schongau. Die rechtslechischen Orte des schwäbischen Altlandkreises Füssen dagegen werden nicht berücksichtigt.

Im Norden umfasst das Arbeitsgebiet die Dialekte, die die nordbairischen „gestürzten“ Diphthonge wie in Bou, Breif (mittelhoch­deutsch buobe „Bub“, brief „Brief“) und die Diphthongierung des mittelhochdeutsch langen â zu ǫu wie in blǫusn „blasen“ (aus mittelhochdeutsch blâsen) aufweisen. Der Nürnberger Übergangsraum zu den ost­fränkischen Mundarten kennt diese und einige andere nordbairische Phänomene auch und wird deshalb vom Bayerischen Wörterbuch miterfasst.

Siehe hierzu auch Dialektologisches Informationssystem für Bayerisch-Schwaben (DIBS) und Fränkisches Wörterbuch (WBF).